Es passiert oft völlig unerwartet: Beim Abendessen, auf dem Heimweg vom Kindergarten oder mitten im Kuschelmoment. Ihr Kind schaut Sie mit großen Augen an und fragt: "Warum habe ich keinen Papa?" Oder: "Warum habe ich zwei Mamas und kein anderes Kind in meiner Klasse?". Für viele Eltern in Regenbogenfamilien kann eine solche Frage im ersten Moment tief berühren. Sie rührt an eigene Lebensthemen, an gesellschaftliche Normen und an den Wunsch, dem eigenen Kind Geborgenheit zu geben. Und genau solch eine Frage ist eine wunderbare Gelegenheit, Ihr Kind zu stärken. Sprechen Sie altersgerecht über das Thema, entschärfen Vergleiche und geben emotionale Sicherheit. Antworten auf alle rechtlichen Fragen rund um Familie, Trennung und Unterhalt finden Sie in unserem Gratis-InfoPaket, das Sie direkt hier anfordern können.
Warum Kinder nach "Mama und Papa" fragen – und was sie wirklich wissen wollen
Kinder orientieren sich stark an ihrer Umwelt. Wenn sie in Büchern, Filmen oder im Kindergarten häufig Familien mit "Mama und Papa" sehen, entsteht natürlich die Frage: "Warum ist das bei uns anders?".
Doch keine Sorge: Kinder stellen Fragen, um die Welt zu verstehen – nicht, um zu bewerten. Denn dabei geht es Kindern weniger um Biologie oder gesellschaftliche Normen, sondern um Zugehörigkeit, Liebe und Sicherheit. Die eigentliche Frage hinter der Frage ist oft: "Bin ich genauso richtig wie die anderen?"
So antworten Sie offen und kindgerecht
- Altersgerecht sprechen: Einem Dreijährigen erklärt man anders als einem Schulkind: „Du hast zwei Mamas, weil wir dich ganz doll liebhaben und du zu uns gehörst.“ Vs „Du bist bei uns, weil wir dich uns sehr gewünscht haben – andere Kinder haben Mama und Papa, du hast zwei Mamas, und das ist genauso eine Familie.“. Wichtig ist, dass Sie in einfachen Worten bleiben und ehrlich sind.
- Wertschätzen, was ist: Statt zu erklären, was fehlt, betonen Sie, was da ist: "Du hast zwei Mamas, die dich unendlich lieb haben." Oder: "Du bist bei uns entstanden, weil wir dich so sehr wollten."
- Vergleiche entschärfen: Wenn andere Kinder anders leben, kann man sagen: "Familien sehen ganz unterschiedlich aus. Manche Kinder haben Mama und Papa, andere leben bei Oma, manche mit zwei Papas."
- Emotionale Sicherheit geben: Jede Antwort sollte das Gefühl vermitteln: "Du bist sicher, du bist geliebt, du bist richtig."
Warum feste Bezugspersonen für Kinder so wichtig sind
Kinder profitieren stark von stabilen, verlässlichen Beziehungen. Zwei feste Bezugspersonen – egal ob Mama und Papa, zwei Mütter, zwei Väter oder andere Konstellationen – bieten emotionale Sicherheit, entlasten sich gegenseitig in der Betreuung und sind ein starkes Netz in Zeiten von Krankheit, Konflikten oder Herausforderungen.
Entscheidend ist dabei nicht die Familienform, sondern die Qualität der Bindung. Das zeigen unter anderem langjährige Studien von Michael E. Lamb, der betont, dass elterliche Sensibilität und emotionale Verfügbarkeit wichtiger für das Kindeswohl sind als Geschlecht oder biologische Verwandtschaft. Auch Fiona Tasker und Susan Golombok konnten in ihrer Forschung belegen, dass Kinder, die in lesbischen Familien aufwachsen, in ihrer sozialen und psychischen Entwicklung ebenso stabil sind wie Kinder in heterosexuellen Familien.
Wenn Kinder erleben, dass sie bei zwei Menschen gleichermaßen Halt, Trost und Verlässlichkeit finden, stärkt das ihr Urvertrauen und ihre soziale Kompetenz. Es hilft ihnen, emotionale Vielfalt als etwas Positives zu erleben – und sich selbst als wertvoll und gewollt zu begreifen.
Für Kinder ist das Beste gerade gut genug.
So leben Kinder heute vielfältige Familie
Vater, Mutter, Kind? Das geht auch anders. Die folgenden Beispiele zeigen, wie unterschiedlich Familien heutzutage aussehen können:
Praxisbeispiel
Beispiel 1: "Ich habe zwei Mamas – das ist doppelt gut!"
Mika (6) lebt mit zwei Müttern. Im Kindergarten fragt ihn ein anderes Kind: "Warum hast du keinen Papa?" Seine Mamas erklären: "Manche Kinder haben Mama und Papa, du hast eben zwei Mamas. Wichtig ist: Du wirst geliebt."
Ein Jahr später malt Mika ein Bild mit seinen Mamas, einer Katze und einem großen Herz: "Ich brauche keinen Papa. Ich hab ja euch."
Praxisbeispiel
Beispiel 2: "Meine zwei Papas – und das ist genau richtig"
Noah (9) lebt mit seinen zwei Vätern. Einer ist sein leiblicher Vater, der andere ist seit vielen Jahren fester Teil seines Lebens. In der Schule erzählt er stolz: "Ich hab zwei Papas – einen, der mich gemacht hat, und einen, der immer da ist."
Praxisbeispiel
Beispiel 3: "Ich habe zwei Zuhause – und einen extra Papa obendrauf"
Leni (8) lebt in einer Patchworkfamilie. Ihre Eltern haben sich getrennt, als sie noch klein war. Heute verbringt sie die Hälfte der Woche bei ihrer Mutter und deren Frau, die sie liebevoll "Mama Paula" nennt, und die andere Hälfte bei ihrem Vater, der mit seinem neuen Partner zusammenlebt.
Als ein anderes Kind fragt: "Ist das nicht komisch mit so vielen Eltern?", sagt Leni: "Ich hab halt Glück – ich hab zwei Zuhause und vier Erwachsene, die sich um mich kümmern. Manche haben weniger."
So werden Sie auch rechtlicher Elternteil
In Deutschland können gleichgeschlechtliche Paare seit 2017 heiraten. Damit verbunden sind auch Rechte und Pflichten, etwa im Bereich des Sorgerechts und Unterhalts. Wenn ein Elternteil also ein leibliches Kind in die gleichgeschlechtliche Ehe mit einbringt, kann die neue Ehefrau oder der neue Ehemann durch die Stiefkindadoption auch rechtlicher Elternteil werden. Sie hat Auswirkungen auf:
Bereich | Ohne Adoption | Mit Stiefkindadoption |
---|---|---|
Sorgerecht | Nur beim leiblichen Elternteil | Gemeinsames Sorgerecht möglich |
Unterhaltspflicht | Keine | Ja – rechtlich verpflichtend |
Erbrecht | Kein gesetzlicher Anspruch | Gleichgestellt mit leiblichen Kindern |
Trennung/Scheidung | Kein Anspruch auf Umgang oder Unterhalt | Umgangsrecht, Unterhaltspflicht bestehen |
Krankenversicherung | Nur über leiblichen Elternteil möglich | Familienversicherung über beide Elternteile |
Rechtlicher Status | Keine Elternstellung | Vollwertiger Elternteil mit allen Rechten |
CHECKLISTE
Wie können wir die Trennung & Scheidung für unsere Kinder gestalten?
Auf diese Aspekte sollten Sie bei einer Trennung und Scheidung mit Kind achten.
Checkliste

Trennung und Scheidung mit Kind
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GUT ZU WISSEN
Adoption Proposal– so kann ein Kind "fragen"
Manche Kinder wünschen sich, dass ihr "Bonus-Elternteil" auch rechtlich ihr Papa oder ihre Mama wird. Hier ein paar Ideen, wie ein Kind diesen Wunsch auf liebevolle Weise ausdrücken kann:
- Der Adoptionsbrief: Ein selbstgeschriebener oder diktiertes Schreiben mit den Worten: "Du bist schon so lange mein Papa. Willst du mein Papa für immer sein?"
- Adoption als Geschenk: Zum Geburtstag oder Muttertag/Vatertag überreicht das Kind ein selbstgemachtes Geschenk mit der Frage: "Willst du mich adoptieren?" Das kann ein selbstgebasteltes Herz, ein T-Shirt oder ein Bild sein.
- Die kleine Zeremonie: Im Kreis von Familie und Freunden gestaltet man einen kleinen Moment: Das Kind sagt die Frage selbst oder zeigt ein Schild. Es gibt Fotos, vielleicht ein gemeinsames Lied oder einen Kuchen. Diese Rituale helfen, den Moment im Herzen zu verankern.
Alles in allem - Es braucht keine Norm, um Familie zu sein
Kinder brauchen nicht zwingend eine Standardfamilie. Sie brauchen Liebe, Verbindlichkeit und Erklärungen, die ehrlich und warm sind. Ihre Fragen sind keine Kritik – sie sind Einladungen zum Gespräch. Wer diesen Moment liebevoll nutzt, schenkt seinem Kind ein tiefes Gefühl von Sicherheit. Und vielleicht auch sich selbst.
Quellen